30 Leitfragen für Ihre eigene Implementierung

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Liebe Blogleser,

das Jahr neigt sich dem Ende zu und dieser Blog tut es ihm gleich. Dieses ist der letzte Eintrag! Heute gibt es für Sie noch einmal eine Reflektion der bisherigen Implementierung mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse und einer Sammlung von Leitfragen, die hoffentlich für Ihre eigenen Implementierungsvorhaben hilfreich sein wird.

Unser Fazit: Die Begleitung der Kommune durch die Implementierungsberater sowie die Bereitstellung zusätzlicher Workshops für die fortgebildeten Fachkräfte waren sehr hilfreich. Viele der Erfahrungen, die gemacht wurden, decken sich mit dem bisherigen Implementierungswissen aus Wissenschaft und Praxis:

  • Die Implementierung mit all ihren Herausforderungen ist von zentraler Bedeutung für das Erreichen der Ziele und muss gezielt gefördert werden. Sie geschieht nicht von allein.
    • Welche Ressourcen können für die Implementierung genutzt werden? Können zusätzliche Ressourcen, z.B. personelle, geschaffen werden? Wer muss noch davon überzeugt werden, dass es den Aufwand wert ist? Wie kann das geschehen?

 

  • Ein Rahmenmodell zur Implementierung mit Hilfsmitteln und Leitfragen hilft allen Beteiligten dabei, alle wichtigen Aspekte zum richtigen Zeitpunkt zu berücksichtigen.
    • Verfügt das Programm, das Sie nutzen möchten, über ein Modell zur Implementierung? Welche Unterstützung können die Programmanbieter Ihnen bei der Implementierung bieten?

 

  • Eine klare Benennung von Rollen, Zuständigkeiten und Kommunikationswegen ist notwendig. Besonders den lokalen Koordinatoren kommt eine zentrale Rolle zu. Ihre Arbeit sollte von Implementierungsberatern begleitet und unterstützt werden.
    • Wer kann die lokale Koordination leiten? Soll diese Aufgabe hauptverantwortlich bei einer Person angesiedelt werden oder unter mehreren Personen aufgeteilt werden? Sind die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten allen Beteiligten klar? Wer kommuniziert wann mit wem (z.B. anlassbezogen vs. anlassunabhängig)?

 

  • Zu erreichende Ziele sollten konkret definiert werden. Das ausgewählte Programm muss dann auf eine mögliche Erreichung dieser Ziele und eine Passung mit der Zielgruppe sowie den Strukturen und Gegebenheiten vor Ort sorgfältig geprüft werden.
    • Welche Ziele sollen mit dem Programm erreicht werden? Konnte das Programm in der Vergangenheit nachweisen, dass es zur Erreichung dieser Ziele beiträgt? Woran wird für Sie erkennbar, ob Ihre Ziele erreicht wurden? Wer überprüft das wann?

 

  • Die sorgfältige Auswahl und Schulung von Fachleuten sowie deren langfristige Begleitung und Unterstützung unter Einbezug ihrer Leitungskräfte trägt wesentlich dazu bei, dass das Programm auch wirkungsvoll umgesetzt werden kann.
    • Wer kann das Programm umsetzen? Soll das Programm Teil der Regelversorgung werden, und wenn ja, wie kann sichergestellt werden, dass die zeitlichen Ressourcen zur Verfügung stehen? Wie werden die Fachkräfte sowie die Leitungskräfte am besten angesprochen und informiert? Wie können sie angeregt werden, eigene Überlegungen zu einer gelungenen Implementierung anzustellen? Wie werden sie bei der Fortbildung sowie der ersten Umsetzung möglichst gut unterstützt?

 

  • Rückmeldeschleifen sollten sowohl die umsetzenden Fachleute als auch die Zielgruppe selbst mit einbeziehen. Informationen zur Qualität der Umsetzung und zur Annahme des Programms durch die Zielgruppe sollten somit regelmäßig erhoben werden und die Implementierung, wenn nötig, den Rückmeldungen entsprechend angepasst werden.
    • Von welchen Zielgruppen sollen Informationen eingeholt werden? Wie kann das passieren? Wie können Anreize geschaffen werden, Fragebögen o.ä. tatsächlich auszufüllen? Wo und wie werden die Informationen ausgewertet? Wie können sie bei Bedarf in die fortlaufende Implementierung einfließen?

 

  • Nachhaltigkeit erfordert langfristige Begleitung und wird idealerweise schon in der frühen Implementierungsplanung berücksichtigt. So sollten zum Beispiel langfristige Modelle der Materialbeschaffung und -verteilung erörtert und regelmäßige Workshops für die Fachkräfte geplant werden.
    • Wie können langfristig zeitliche, personelle und finanzielle Mittel zur Umsetzung des Programms bereitgestellt werden? Welche Materialien werden fortlaufend gebraucht und wie werden diese verwaltet? Wer bleibt auch langfristig Ansprechpartner für das Programm? Wie kann sichergestellt werden, dass das Programm auf der Agenda bleibt und nicht von tagesaktuellen Themen verdrängt wird? Wie kann der Ausfall fortgebildeter Fachkräfte durch z.B. Elternzeit, Ruhestand oder Jobwechsel kompensiert werden?

Eine weitere Übersicht sehr hilfreicher Leitfragen für die Implementierung finden Sie im Frantz et al. (2015)[1].

Wir danken Ihnen herzlich, dass Sie als Leser unser Modellprojekt begleitet haben, und hoffen, dass die eine oder andere Erfahrung oder Erkenntnis für Ihre eigenen Implementierungsvorhaben hilfreich ist. Wenn Sie Rückfragen haben oder mehr erfahren möchten, freuen wir uns auf Ihre E-Mail:

r.dirscherl@triplep.de oder Christine.Liermann@bmi.bund.de

War Ihnen das alles zu theoretisch und kompliziert? Oder würden Sie es einfach gern noch einmal auf andere Weise zusammengefasst sehen? Dann könnte Ihnen der unterhaltsame Kurzfilm (7 Minuten) des DFK zum Thema Implementierung gefallen, der bald hier auf dem Wegweiser zu sehen sein wird. Schauen Sie bald wieder vorbei!

 

[1] Frantz, I., Heinrichs, N.: Implementation von in der Forschung untersuchten Präventionsprogrammen in die Praxis. Akzeptanz und Barrieren. In: Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie 2015 (44 (1)), S. 56–61.

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