Implementierungsplanung II - Welche Fortbildung für wen?
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Als wir zu unserem zweiten Planungstreffen im Sozialraum kamen, waren wir begeistert! An der Wand hingen mehrere Plakate mit Notizen, Zeichnungen, Fragen und Überlegungen, die das Sozialraumteam für unser Gespräch vorbereitet hatte.
Passung
Seit unserem letzten Treffen hatten der Sozialraumteamleiter und einer seiner Mitarbeiter für einen Tag in einer unserer Fortbildungen hospitiert und nun eine gute Vorstellung vom Programm und den verschiedenen Möglichkeiten, die es durch sein Mehrebenensystem bietet. Der Ansatz, allen Eltern passende Unterstützung anbieten zu wollen, bedeutet, dass Triple P nicht „nur“ ein Elternkurs ist, sondern ein System aufeinander abgestimmter, in ihrer Intensität abgestufter Angebote für Eltern, die zum Teil sowohl einzeln als auch in Gruppen durchgeführt werden können. Dies eröffnet die Möglichkeit, für jeden fachlichen Kontext eine passende Programmvariante auszuwählen und auch Eltern je nach ihrer individuellen Situation passende Unterstützung anzubieten - passend bezüglich Inhalten, Format und Intensität. Diese Möglichkeiten zu haben, bedeutet aber auch, sorgfältig überlegen und auswählen zu müssen, welche Fortbildung für welche Einrichtung und für welche Fachkraft passend ist. Dies waren die Fragen, die das Sozialraumteam mit uns besprechen wollte.
Die übersichtliche Darstellung der lokalen Einrichtungen, die involviert werden sollten - Kitas, Grundschulen sowie der lokale Jugendhilfeträger - auf einem der Plakate war ein toller Einstieg in die Überlegungen. Gemeinsam erörterten wir die typische Arbeitsweise der Fachkräfte in diesen Einrichtungen - ihren Auftrag, ihre Kapazitäten, die Art und Weise, wie sie mit Eltern arbeiten. So findet zum Beispiel in den Kitas eine regelmäßige Familiensprechstunde statt, die durch den örtlichen Jugendhilfeträger Wittlager Land durchgeführt wird. Typische Themen sind die Entwicklung der Kinder sowie Erwartungen der Eltern, manchmal ist diese Beratung auch der Einstieg in eine Erziehungshilfe durch das Wittlager Land. Für die Mitarbeiter des Wittlager Land, die sowohl die niedrigschwellige Beratung als auch die intensivere Erziehungshilfe anbieten, erschien daher eine Fortbildung zu einem der intensiveren Triple P-Angebote, nämlich dem Elterntraining, passend. Für die Erzieher/innen in den Kitas hingegen reicht eine Fortbildung zur Triple P-Kurzberatung aus, die weniger intensiv und umfassend ist und mit ihrem Umfang von drei bis vier kurzen Gesprächen gut in den Kita-Alltag passt. Darüber hinaus bietet sich für einige der Erzieher/innen sowie für die Schulsozialarbeiter/innen eine Fortbildung zur Triple P-Vortragsreihe an, um im Rahmen von Elternabenden gut einstündige Vorträge mit anschließender Diskussion zu Themen rund um die Erziehung und Entwicklung von Kindern halten zu können. So können größere Gruppen von Eltern sehr niedrigschwellig erreicht werden, einige hilfreiche Informationen mitnehmen und bei Bedarf im Anschluss an die Vorträge eine Beratung oder ein Training wahrnehmen - die Tür dafür ist dann schon geöffnet.
Neben der Frage, welche Fortbildung für welche Fachkräfte geeignet ist, überlegten wir, wie die finanzierten Fortbildungsplätze aufgeteilt werden konnten, da es mehr Fachkräfte als Fortbildungsplätze gab. Die ursprüngliche Idee des Sozialraumteams war es, aus jeder Einrichtung eine Person fortzubilden - mit dem Gedanken, dann alle Einrichtungen im Boot zu haben. Die Implementierungsforschung und vielseitige Erfahrungen aus der Praxis zeigen jedoch, dass die Unterstützung im Team ein wesentlicher Faktor für eine gelingende Implementierung ist. Es wird daher empfohlen, kleine Teams zu schulen, die gemeinsam das neue Programm einführen und umsetzen. Dadurch kann der Stellenwert in der Einrichtung deutlich erhöht werden, die emotionale und fachliche Unterstützung der Fachkräfte besser gewährleistet sowie eine nachhaltige Implementierung unabhängig von Einzelpersonen sichergestellt werden. Das Sozialraumteam entschied sich auf Grund dieser Informationen und Empfehlungen, die Fortbildungsplätze bevorzugt an Einrichtungen zu vergeben, die mindestens zwei Mitarbeiter schicken. Somit kann besser gewährleistet werden, dass die Entscheidung, das neue Programm zu implementieren, vom gesamten Team getroffen und getragen wird.
Ausblick
Evaluation ist ein viel diskutiertes Thema! Kann man das überhaupt messen? Ist es den Aufwand wert? Lesen Sie im nächsten Beitrag, welche Pro und Kontras das Sozialraumteam in unseren Gesprächen gefunden hat.