Koordination vor Ort

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Die Umsetzung eines evidenzbasierten Programms wie Triple P in die Praxis ist eine komplexe Aufgabe mit vielen Beteiligten. Diese haben häufig sehr unterschiedliche Ausbildungen und Aufgaben sowie verschiedene Interessen. Soll - wie in unserem Modellprojekt – ein neues Programm in mehreren Einrichtungen umgesetzt werden, ist eine kompetente Koordination für das Gelingen der Implementierung daher extrem wichtig.

Sie werden sich erinnern: Unsere ersten Planungsgespräche fanden mit Vertretern des Landkreises statt. Als die Idee konkret genug war, wurde ein Pilotsozialraum ausgewählt. Die weiteren Planungsgespräche führten wir mit dem Sozialraumteam vor Ort, das eine Art lokales Jugendamt darstellt. Dieses Team wurde mit der Aufgabe der lokalen Koordination betraut – einer Aufgabe von enormer Wichtigkeit für das Gelingen eines Projektes: Mit der Qualität der lokalen Koordination steht und fällt die Implementierung vor Ort. Sie erfordert Einsatz und Zeitaufwand, was bei begrenzten Ressourcen eine echte Herausforderung darstellen kann. Die Liste, die wir als Implementierungsberater frischgebackenen Koordinatoren an die Hand geben, damit sie frühzeitig überlegen können, was in ihrem Fall notwendig ist und wer wofür Verantwortung übernimmt, umfasst zwei Seiten möglicher Koordinationsaufgaben. Dazu gehören Bereiche wie Kommunikation, Koordination der Fortbildungen, Datenerhebung und Qualitätssicherung. Auf den ersten Blick wirkt die Liste oft erschlagend, wichtig ist jedoch: Nicht jede Aufgabe fällt überall an! Und viele der Dinge tun die Personen, welche die Koordination übernehmen, bereits. Auch das Sozialraumteam vor Ort hatte anfangs das Gefühl, vor einem großen Berg Arbeit zu stehen. Inzwischen läuft die Koordination jedoch wie am Schnürchen. Wir haben den Sozialraumteamleiter nach seinen Erfahrungen und Tipps gefragt.

Ausschnitt: Checkliste zur lokalen Koordination
Ausschnitt: Checkliste zur lokalen Koordination

Was gehört zu den wichtigsten Aufgaben der lokalen Koordination?

Den persönliche Kontakt zu den Fachleuten zu halten, die an den Fortbildungen teilnehmen, und sie zu motivieren. Ich finde es sehr wichtig, ihnen Wertschätzung entgegenzubringen, weil sie z.T. auch  ihre Freizeit opfern. Dazu gehört für mich auch, zu jedem Workshop selbst zu erscheinen. Um gut im Thema zu sein, haben einige Kollegen aus dem Sozialraumteam und ich an einer Fortbildung komplett teilgenommen. Das hilft auch, um die Kollegen mit ins Boot zu holen.

Wie haben Sie sich die Koordinationsaufgaben aufgeteilt?

Als Teamleiter bin ich hauptverantwortlich, mein Stellvertreter vertritt mich im Krankheits- oder Urlaubsfall. Konkrete Ansprechpartner für die einzelnen Einrichtungen und Fachleute, die Triple P umsetzen, sind aber die Kollegen, die sowieso für den jeweiligen Bezirk zugeteilt sind. Da bestehen die Kontakte schon und die Wege sind kürzer.  Wenn zum Beispiel eine KiTa neue Materialien wie „Kleine Helfer“ braucht, dann fragt sie das beim zuständigen Kollegen an und der bringt die Materialien vorbei. Oft ergeben sich dann Gespräche und Fragen können direkt persönlich geklärt werden.

Welche Herausforderungen sehen Sie?

Vor allem zeitliche, denn wir machen das ja zusätzlich zu unserer regulären Tätigkeit. Besonders die Terminkoordination mit den Trägern und das Erinnern an die Termine kostet viel Zeit und die fehlt dann manchmal für anderes.

Welche Tipps haben Sie an andere Koordinatoren? Wie kann man das schaffen und wie macht man sich eine solche Aufgabe zu Eigen?

Mein wichtigster Tipp ist, das Team von Anfang an mit ins Boot zu holen! Die Projektidee kam ja von der Kreisebene und unser Sozialraum wurde ausgewählt, das Ganze wurde uns sozusagen von oben „übergestülpt“. Inzwischen ist aber das ganze Team mit dabei und alle haben den gleichen Stand. Das liegt daran, dass wir sie alle schon zu Beginn mitgenommen haben. Was auch sehr hilfreich ist, sind die guten Kontakte zu den Implementierungsberatern von Triple P, die sind eine wirkliche Unterstützung.

Wie beurteilen Sie aus Ihrer Perspektive die kommunale Einführung eines Programms wie Triple P?

Ich finde das gut. Die Kitas arbeiten viel selbstständiger und wenden sich wesentlich seltener mit schwierigen Fällen an uns. Sie können vielen Familien jetzt selbst helfen. Eine Kita war anfangs sehr kritisch und findet es inzwischen aber eine gute Sache. Sie nutzen die Erziehungsfertigkeiten sogar in der eigenen Arbeit mit den Kindern. Wichtig finde ich, dass das Projekt erhalten bleibt, als festes Element der sozialpädagogischen Arbeit hier vor Ort.

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