Materialien - Gesicht und Struktur des Programms
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Wer Freunden vom Urlaub erzählt, zeigt gern Fotos, damit der andere den Strand, die Berge oder Skipiste vor Augen hat. In der Schule wird mit Tafelbildern, Büchern und Arbeitsblättern gelernt. Für neue Kochexperimente greift man auf Rezepte zurück, für eine Radtour packt man Helm und Flickzeug ein – praktisches Zubehör, Veranschaulichungen und Lernhilfen. Auch bei einem Präventionsprogramm spielen Materialien eine wichtige Rolle.
„Kann ich das irgendwo noch mal nachlesen?“ Sowohl für Fachleute in Fortbildungen als auch für die Familien selbst, die an einem Kurs teilnehmen oder eine Beratung in Anspruch nehmen, ist der Umfang der neuen Informationen oft überwältigend. Sich alles gleich zu merken ist schlicht unmöglich, alles mitzuschreiben ist aber ebenso wenig praktikabel und auch nicht sinnvoll. Da hilft es enorm, wenn es Materialien gibt, die die wichtigsten Inhalte verständlich und anschaulich zusammenfassen. Laut der „Society for Prevention Research“[1] gehören Materialien neben positiven Wirksamkeitsnachweisen sowie Fortbildungsmöglichkeiten und Unterstützung zu den Voraussetzungen dafür, dass ein Programm wirkungsvoll in der Praxis umgesetzt werden kann. Die verschiedenen Materialien, die zu den Fortbildungen in unserem Projekt gehören, erfüllen gleich mehrere Zwecke:
- Die Fortbildungsmaterialien umfassen die in der Fortbildung besprochenen Inhalte und lassen Platz für individuelle Notizen der Teilnehmer.
- Die Manuale unterstützen die Fachleute bei der Vorbereitung auf die Elternkontakte. Checklisten, Fragebögen und Sitzungsprotokolle sind als Kopiervorlagen im Anhang vorhanden, dienen als Leitfaden in den Sitzungen und zur anschließenden Selbsteinschätzung.
- Die Elternmaterialien, z.B. PowerPoint-Folien für Vorträge und DVD-Ausschnitte veranschaulichen die Inhalte auf unterhaltsame und einprägsame Weise. In Arbeitsbüchern und Infoblättern können die Eltern sich eigene Notizen machen und Dinge zu Hause noch einmal nachlesen.
- Informationsmaterialien wie Flyer und Plakate machen Eltern auf die Unterstützungsangebote aufmerksam und regen sie zum Mitmachen an.
Alle Materialien haben gemeinsam, dass sie der Qualitätssicherung des Programms dienen: Sie stellen die inhaltliche Konsistenz in allen Fortbildungen und Elternangeboten sicher. Durch die Auswahl an verschiedenen Elternmaterialien können die Fachleute außerdem flexibel auf die einzelnen Familien eingehen: Eltern, die gern lesen und schreiben, nutzen das eigene Arbeitsbuch; Eltern mit wenig Bezug zu Büchern schauen die DVD-Ausschnitte ein zweites Mal an oder machen mehr praktische Übungen. Eltern mit Migrationshintergrund können einige der Materialien in ihrer Muttersprache (zum Beispiel türkisch, arabisch oder englisch) erhalten.
Die Materialien geben dem Programm sowohl ein wiedererkennbares Gesicht als auch Struktur und Klarheit. Für Fachleute sind sie vor allem zu Beginn, wenn sie das Programm selbst noch kennenlernen, wichtige Hilfsmittel und Leitfäden. Auch als eine Art Erinnerung können sie fungieren: Das Buch auf dem Schreibtisch erinnert daran: „Stimmt, da war ja was! Wann mache ich meinen nächsten Elternkurs?“ Was aber muss alles bedacht und organisiert werden, damit die passenden Materialien ihren Weg in die implementierenden Einrichtungen und zu den Fachleuten und Familien finden?
- Art der Materialien: Je nach ausgewählten Beratungs- und Trainingsangeboten für Familien müssen die passenden Materialien bestellt werden.
- Menge: Je besser man vorab abschätzen kann, wie viele Eltern erreicht werden (sollen), umso passender kann man die jeweiligen Materialmengen bestimmen.
- Finanzierung: Sie sollte langfristig sichergestellt sein. Anders als bei den Fortbildungen sind die Materialkosten über mehrere Jahre hinweg relativ konsistent.
- Verteilungssystem: Praktisch ist eine zentrale Lagerung und Verteilung vor Ort. Die koordinierende Einrichtung bestellt, verwaltet und verteilt die Materialien an die implementierenden Einrichtungen wie KiTas und Schulen.
Das Sozialraumteam in unserem Projekt stand vor der Herausforderung, möglichst im Vorfeld abzuschätzen, wie viele und welche Materialien von den Einrichtungen benötigt werden. Die Implementierungsberater konnten hier auf Faustregeln und Erfahrungswerte zurückgreifen und Empfehlungen aussprechen. Um trotzdem flexibel genug auf die Nachfrage und Entwicklungen vor Ort reagieren zu können, entschieden wir uns gemeinsam für einen zweigeteilten Bestellvorgang: Ein Teil der Materialien wurde vorab bestellt, damit von Anfang an ein „Startpaket“ für die erste Umsetzung vorhanden war. Praxis und Forschung zeigen nämlich immer wieder: Je früher nach einer Fortbildung Fachleute mit der Umsetzung anfangen, umso besser! Nachdem die ersten Angebote gestartet waren, wurde dann der zweite Teil der Materialien bestellt, unter Berücksichtigung der ersten Erfahrungen.
Sie interessieren sich dafür, wie diese ersten Erfahrungen mit Triple P in der Praxis aussehen? Dann dürfen Sie sich auf den nächsten Blogeintrag freuen!