Implementierungsplanung I - Gespräche auf lokaler Ebene
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Die Finanzierung ist gesichert, Ziele sind abgesteckt, ein erster Planungsentwurf steht und die Zielregion ist ausgewählt. Als Programm- und Fortbildungsanbieter könnten wir nun eigentlich gleich mit den Fortbildungen loslegen, oder? Ein Blick in unser Implementierungsmodell zeigt allerdings, dass zwischen der Entscheidungs- und Vereinbarungsphase und der Fortbildungsphase noch eine dritte Phase liegt: Die Planung der Implementierung.
Planen - was und warum?
Tatsächlich ist diese Planungsphase häufig die umfangreichste und aufwändigste - und sehr wichtig. Oft springen Einrichtungen direkt von der Entscheidungsphase in die Umsetzung, indem sie Fachleute fortbilden und erwarten, dass diese dann das neue Programm umsetzen, ohne dass der Arbeitskontext daraufhin geprüft und ggf. angepasst wurde. Ein solches Vorgehen unterstützt weder Nachhaltigkeit noch eine optimale und langfristige Wirkung des Programms. Damit die fortgebildeten Fachkräfte mit dem neu Gelernten auch tatsächlich positive Veränderungen erzielen, brauchen Einrichtungen die passende Unterstützung und Infrastruktur, um das Programm aufrechtzuerhalten (z.B. Fachleuten Zeit für die Vorbereitung und für kollegiale Unterstützung einräumen, Datenerhebung und Rückmeldeschleifen). Auch die Möglichkeit einer integrierten Medienkampagne sollte in dieser Phase genauer bedacht werden. Es ist also auch hier so wie häufig im Leben: Möchte man wirklich etwas nachhaltig verändern, macht es Sinn, vorab Zeit und Energie in Vorbereitung und Planung zu stecken.
Gespräche auf lokaler Ebene
Mit der Festlegung auf einen der acht Sozialräume im Landkreis konnte nun die konkrete Planung vor Ort beginnen. Ab diesem Zeitpunkt fanden viele der Gespräche direkt mit den lokalen Kontaktpersonen im Sozialraum statt und weniger mit den Entscheidungsträgern auf Kreisebene. Hier wiederholten sich nun einige Elemente aus den ersten beiden Phasen unseres Modells: Kennenlernen und Information sowie Entscheidung und Vereinbarung. Die Ansprechpartner vor Ort hatten an den ersten Gesprächen auf Kreisebene nicht teilgenommen und hatten nun natürlich viele Fragen zum Programm und zum geplanten Vorgehen. Das erste Planungsgespräch fand daher gemeinsam mit Kreisvertretern (Fachdienstleitung Jugend, Strategische Planung), dem lokalen Sozialraumteam und uns statt. Fragen wie „Was ist Triple P überhaupt?“, „Wie ist das händelbar?“, „Wer steuert als ständiger Ansprechpartner - und wie?“ und „Wie sehen die nächsten Arbeitsrunden aus?“ wurden angesprochen, teils gemeinsam beantwortet und teils zur detaillierteren Besprechung auf das nächste Treffen verschoben. Es ist typisch, dass die fünf Phasen des Implementierungsmodells nicht statisch genau in der beschriebenen Reihenfolge verlaufen, sondern dass es immer wieder Schritte vor und zurück gibt und einzelne Teile mancher Phasen mehrfach durchlaufen werden. Implementierung ist ein lebendiger und dynamischer Prozess!
Das Sozialraumteam als Expertengruppe für die lokalen Strukturen und Angebote konnte einen guten Überblick über die Einrichtungen und Strukturen vor Ort vermitteln. Vor allem Kitas und Schulen standen im Fokus der Überlegungen, denn hier können die angedachten niedrigschwelligen Unterstützungsangebote für Eltern besonders gut implementiert werden. Fachkräfte aus Kitas und Grundschulen stellten also die wichtigste Zielgruppe für die Fortbildungen dar.
Auswahl und Rekrutierung - Schlüsselfaktoren
Die Implementierungsforschung[1] beschreibt sogenannte „core implementation components“ oder „drivers“. Das sind bestimmte Faktoren, von denen man weiß, dass sie für eine erfolgreiche Implementierung wichtig sind. Einer dieser Schlüsselfaktoren ist die Auswahl passender Fachkräfte für die Umsetzung eines neuen Programms. Die Triple P-Fortbildungen richten sich an Fachkräfte, die eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie -erfahrung im pädagogischen, psychologischen oder Gesundheitsbereich haben. Durch die Entscheidung, vor allem Kitas und Schulen anzusprechen, war dieser Aspekt gewährleistet. Neben bestimmten Kompetenzen ist aber auch die Bereitschaft, Neues zu lernen und umzusetzen, ein wichtiges Merkmal, wenn man nach den am besten geeigneten Fachkräften sucht. Es ist daher wichtig, die potentiellen Fortbildungsteilnehmer vorab umfangreich über das Programm und auch den damit verbundenen Lern- und Arbeitsaufwand zu informieren, sodass sie im Sinne einer „Selbstselektion“ für sich abschätzen und entscheiden können, ob es passend für sie ist.
In unseren Gesprächen haben wir uns entschieden, diesen Informationsprozess in mehrere Schritte aufzuteilen. Für den ersten Schritt, eine kurze Ankündigung, dass im Sozialraum zukünftig mit Triple P gearbeitet werden soll, wurde ein bereits bestehendes Forum gewählt, nämlich das Netzwerktreffen der Bildungslandschaft. Hier wurden im Rahmen einer kurzen allgemeinen Programmvorstellung durch eine Ausbilderin Ziele, Methoden, Prinzipien und Umsetzungsmöglichkeiten sowie -vorteile vorgestellt und zugleich auch der Zeitaufwand einer Fortbildung beschrieben. Das Thema war somit schon einmal eingeführt, mehr Details konnten zu einem späteren Zeitpunkt folgen.
Ausblick
Die richtige Passung zwischen Fortbildungsart und Arbeitskontext zu finden ist gar nicht so einfach. Dies bedarf genauer Kenntnis des Programms auf der einen Seite und dem Arbeitsalltag der Fachleute auf der anderen Seite - also einer guten Diskussion zwischen programmspezifischem Implementierungsberater und Experten vor Ort. Über dieses Thema lesen Sie im nächsten Beitrag!
[1] National Implementation Research Network (NIRN), 2005 & 2009