Implementierung: Ein Modellversuch

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Erinnern Sie sich an etwas, das Sie fest in Ihrem Leben etablieren wollten, wie z.B. regelmäßigen Sport, die Nutzung einer neuen Software oder die Einführung einer Familienregel? Wie gut ist es Ihnen gelungen, dies zu einem festen Bestandteil Ihres Lebens zu machen - und was hat Ihnen dabei geholfen? Jeder von uns hat schon Erfahrung damit, etwas Neues fest "implementieren" zu wollen, und wir alle wissen, wie schwierig das sein kann.

Implementierung1 beschreibt geplante und koordinierte Veränderungen im Verhalten einzelner Personen, auf Ebene ganzer Einrichtungen und Organisationen oder Kommunen. Sie wird definiert als "festgeschriebenes Set von Aktivitäten zur Praxisumsetzung einer Aktivität oder eines Programms bekannten Ausmaßes" (Fixsen et al., 2005). Gemeint sind also all die Dinge, die man tut, um etwas Neues umzusetzen und fest zu etablieren. Wissenschaft und Praxis zeigen übereinstimmend, dass dies nicht von allein geschieht, und dass auch die Hoffnung, eine Fortbildung allein könne grundlegende Veränderungen bewirken, meist enttäuscht wird (Wandersman et al., 2008).

Was will dieser Blog?

Für die Praxis stellt sich die Frage: Welche Einflüsse begünstigen eine erfolgreiche Implementierung und welche Einflüsse erschweren oder verhindern sie sogar?

Oder konkreter: Wie finde ich das passende Programm? Wie bekomme ich es? Reicht es, die Bücher zu kaufen? Wenn Bücher nicht reichen und ich Fortbildungen finanziere, wie kann ich dann sicherstellen, dass meine Mitarbeiter das neu Gelernte auch wirklich umsetzen? Was muss ich tun, damit meine Zielgruppe (z.B. Eltern) teilnimmt, wenn ich das Programm anbiete?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich die internationale Implementierungsforschung. Oft aber haben Praktiker sowie Entscheidungsträger in Kommunen nicht genügend Zeit, wissenschaftliche Publikationen zu lesen. Daher ist es auch Aufgabe der Programme, sich Gedanken über eine effektive Implementierung zu machen. Programmanbieter können Informationen, Empfehlungen und Werkzeuge liefern, um die Implementierung zu unterstützen. So stellen z.B. Softwareanbieter Handbücher für ihre Programme und oft auch Schulungen oder Tutorials bereit. Optimalerweise sind diese Hilfsmittel eingebettet in ein Gesamtkonzept der Implementierung. Dieser Blog wird darüber berichten, wie ein solches programmspezifisches Rahmenmodell zur Implementierung sich in der Praxis bewährt. In einer niedersächsischen Kommune wird das Implementierungsmodell des Elternprogramms Triple P beispielhaft getestet und wird spannende Erkenntnisse darüber liefern, was in der Praxis wirklich funktioniert. So werden z.B. konkrete Erfahrungen bei der Planung beschrieben, Möglichkeiten der Mitarbeitermotivation diskutiert, Hindernisse und hilfreiche Faktoren bei der konkreten Umsetzung berichtet und vieles mehr.

Ein Modell in der Praxis

Triple P wurde als Beispielprogramm ausgewählt, weil es sowohl über eine umfassende Evidenzbasis verfügt (also in zahlreichen Studien seine positive Wirksamkeit belegt hat, siehe z.B. Sanders et al., 2014) als auch ein ausformuliertes Modell zur Implementierung hat (also konkrete Ideen und Werkzeuge liefert, um die Umsetzung zu fördern), das auf der aktuellen Implementierungsforschung basiert. Das Mehrebenensystem bietet darüber hinaus besondere Möglichkeiten für die multidisziplinäre Implementierung in Kommunen. Inhaltliche Informationen zum Programm können Sie auf www.triplep.de oder im Steckbrief des Wegweisers Prävention nachlesen. Da die Gelingensfaktoren für eine erfolgreiche Implementierung sich über verschiedene Bereiche hinweg ähneln (NIRN), lassen sich viele der Prinzipien und Erkenntnisse sowohl auf weitere Präventionsprogramme als auch auf andere Aktivitäten übertragen.

Menschen, Einrichtungen und Kommunen sind unterschiedlich. Ein Implementierungsmodell muss also flexibel sein und sich an die konkreten Bedingungen anpassen lassen. Dazu gehört auch, dass das Ausmaß an Unterstützung, die jemand vom Programmanbieter bei der Implementierung erhält, abhängig von dessen Bedarf und Ressourcen sein sollte. Ein Computerprofi braucht keine ausführliche Schulung, sondern vielleicht nur ein Handbuch, um sich eine neue Software anzueignen. Diese bedarfsgerechte Unterstützung entspricht den Triple-P-Grundprinzipien der Selbstregulation und der minimalen Suffizienz und wird durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit einem Implementierungsberater gewährleistet.

Implementierungsmodell Triple P mit 5 Phasen

Das Modell umfasst fünf Phasen (siehe Abbildung), die wichtige Abläufe von Entscheidungsfindungen und Maßnahmen bei der Implementierung von Triple P beschreiben. Da dieser Verlauf sehr dynamisch ist, können Phasen einander überschneiden und zum Teil mehrfach durchlaufen werden. Jede Phase beinhaltet ein Set entscheidender Maßnahmen, die von der jeweiligen Einrichtung oder Kommune durchgeführt werden. Werkzeuge, Leitfragen und Materialien stehen für jedes dieser Sets zur Verfügung.

Ausblick

Im nächsten Blogeintrag erfahren Sie mehr über unsere Pilotkommune sowie darüber, warum sie sich für Triple P entschieden hat und welche Ziele sie erreichen möchte. Wir werfen also einen Blick auf die frühen Kennenlern- und Entscheidungsphasen der Implementierung.

Literatur & Fußnoten

1 Eine deutschsprachige Übersicht zum Thema finden Sie ebenfalls auf den „Wegweiser Prävention“-Seiten.

Fixsen, D. L.; Naoom, S. F.; Blase, K. A.; Friedman, R. M.; Wallace, F. (2005): Implementation Research: A Synthesis of the Literature. Hg. v. National Implementation Research Network. Louis de la Parte Florida Mental Health Institute, University of South Florida.

Sanders, Matthew R.; Kirby, James N.; Tellegen, Cassandra L.; Day, Jamin J. (2014): The Triple P-Positive Parenting Program: A systematic review and meta-analysis of a multi-level system of parenting support. In: Clinical Psychology Review 34 (4), S. 337–357.

Wandersman, A.; Duffy, J.; Flaspohler, P.; Noonan, R.; Lubell, K.; Stillman, L. et al. (2008): Bridging the Gap Between Prevention Research and Practice: The Interactive Systems Framework for Dissemination and Implementation. In: American Journal of Community Psychology 41 (3-4), S. 171–181.

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